Crewlife

Augen auf fürs Schiff · Teil 1

Sechs Wochen sind seit der Zusage seitens AIDA vergangen. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Heute stehe ich etwas nervös auf, denn heute beginnt eine Zeit voller Erlebnisse. Auf die Zeit auf dem Schiff muss ich zwar noch etwas warten, doch ab heute erreiche ich bald jede Woche einen neuen wichtigen Meilenstein auf meinem Weg. Der Erste: Die ICL-Operation am rechten Auge. Nach nur zwei Monaten Wartezeit mache ich mich bereit und nehme die erste Tablette ein, die meinen Augeninnendruck regulieren soll. Laut mehreren Ärzten beträgt die Wartezeit derzeit drei Monate und mehr (ein Zeichen?).

Wie vereinbart holt mich eine Freundin ab und wir fahren gemeinsam nach Bad Cannstatt zum OP-Zentrum. Gegessen und getrunken habe ich – wie mit dem Arzt besprochen – heute noch nichts. Einen Corona-Test später erfahre ich, dass der heutige Tag etwas länger als zuvor angenommen wird. Also folge ich meiner Anästhesistin in den OP-Trakt, während meine Freundin, die mich nach Hause begleiten wollte, fahren muss.

Nachdem ich meine Kleidung durch sterile OP-Kleidung getauscht hatte, weist mich mein behandelnder Arzt in den weiteren Ablauf ein. Mein Bauchgefühl hatte mich nicht getäuscht, als ich mich für den Stuttgarter Arzt entschied – ich fühle mich bei ihm gut aufgehoben. Er setzt mir eine Markierung ins Auge, die ihm im weiteren Verlauf der OP helfen wird und ich lege mich auf den OP Tisch. Langsam gleite ich in den Schlaf, während mir das Team jeden Schritt erklärt, den es gerade unternimmt. Es ist gegen neun Uhr dreißig.

Die Decke ist unscharf, als ich meine Augen öffne. Nur ein heller Strahler leuchtet herunter. Wo bin ich? „Frau Brückner, wie geht es Ihnen?“, fragt mich eine Stimme. Langsam komme ich zu mir und nehme meine Umgebung wahr. Etwas später bietet mir die Stimme Kaffee, Tee oder Wasser an. Ich bekomme die Kiste mit meinen Sachen an mein Bett gestellt. ‚Hat alles geklappt?‘, frage ich mich. Noch kann ich keinen Unterschied sehen und ich fühle mich wie an einem normalen Morgen. Erst als ich mich wieder anziehe und meine Brille aufsetzen möchte, stelle ich fest, dass ich eine Augenklappe habe. „Frau Brückner? Wie geht es Ihnen? Alles hat super geklappt“, versichert mir mein Arzt, der zu einer kurzen Kontrolle in den Aufwachraum kommt.

Meinen Kaffee trinkend organisiere ich noch meine Abhole (Vielen Dank an dieser Stelle) und werde kurze Zeit später nach Hause begleitet. Das erste Mal merke ich, dass alles geklappt hat, als ich durch die transparente Augenklappe ein Nummernschild vor uns erkenne, ohne dass ich eine Brille aufhabe. Den restlichen Tag verbringe ich, gemäß Tropfenplan meine Augen tropfend, auf dem Sofa und versuche, etwas auszuruhen und mich mit der etwas kuriosen Sicht zu arrangieren. Mein Kopf dröhnt und bereits gegen 18 Uhr schlafe ich ein – sehr untypisch für mich.

Früh am nächsten Morgen wache ich wieder auf. Sehr früh – es ist 22 Uhr. Ich versuche, etwas auf dem Handy zu erkennen und stelle fest, dass meine engste Freundin mich gerade angeschrieben hatte, ob ich noch wach sei. Nein, wieder, antworte ich. Für mich ist es früh am Morgen, für sie spät am Abend. Ich überlege, was ich die ganze Nacht tun soll, als ich auch schon wieder einschlafe und bis 4 Uhr durchschlafe. Die Narkose hat mich doch mehr erschöpft als ich dachte. Wenige Stunden später stehe ich dann bei meinem Arzt – der erste Kontrolltermin steht an. Bei den Messungen stelle ich fest, dass ich auf dem rechten Auge fast jede Zeile sehen kann. Auch sonst ist alles normal, bestätigt mir mein Arzt.

Den heutigen Tag verbringe ich hauptsächlich ruhig auf dem Sofa, putze meine Teller, mache meine Wäsche und laufe eine kleine Runde. Ein kurioses Erlebnis – links ist alles unscharf, rechts ist alles scharf, mit unscharfen Rändern vom linken Auge. Und in meinem Blickfeld befinden sich weiße Ringe. Halos, Blendungen aus der Linse. Das ist normal und wusste ich zuvor. Diese Halos empfinde ich auch nicht als störend, eher als spannend. Am Abend merke ich, dass meine Energie zurückkommt. Gleichzeitig bin ich allerdings so müde vom Tag, dass ich mich ins Bett schlafen lege.

Am dritten Tag merke ich, dass ich wieder Energie habe. Los geht’s – ein normaler Tag! Von wegen. Mein Gehirn schafft es zwar immer mehr, den unscharfen Blick vom linken Auge auszugleichen, allerdings reicht die Sicht für viele Aktivitäten nicht aus. Auch Sport darf ich noch nicht machen. Somit verbringe ich auch den heutigen Tag eher ruhig, räume meine Küche auf, schaue einen Film, gehe spazieren, telefoniere, gehe einkaufen, schaue noch einen Film an, beginne diesen Blogeintrag und warte, bis der Tag vorbei ist. Es ist unter der Woche, mein Freundeskreis arbeitet. Die Zeit, in der ich nichts wirklich tun kann, ist super anstrengend für mich als energiegeladene, extravertierte Person, das wusste ich. Dass sie so langweilig wird, hatte ich nicht erwartet. Doch ab morgen darf ich wieder leichten Sport machen und mein Gehirn hat sich vielleicht noch weiter an die ungewöhnliche Sicht gewöhnt. Dann wird der Alltag wieder spannend.

Noch wenige Tage, dann erreiche ich den nächsten Meilenstein – die OP des linken Auges. Dann werde ich scharf sehen. Der Start in ein völlig neues Lebensgefühl.

Meilensteine

16.11.2021

Auf ins Abenteuer · Bewerbung » mehr

01.12.2021

Das Abenteuer beginnt · Die Zusage ist da » mehr

ab Dezember 2021

Die Vorbereitungen laufen
Reisepass · Impfungen · Führungszeugnis · Wohnung · Auto

12.01.2022

OP-Termin für das rechte Auge » mehr

19.01.2022

OP-Termin für das linke Auge » mehr

04.02.2022

Seediensttauglichkeit

14.02. – 19.02.2022

Basic Safety Training

21.02. – 04.03.2022

Praktikum · Jetzt dreht sich alles ums Bike

April 2022

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Leidenschaftliche Weltenbummlerin, immer auf Achse und mit der Sehnsucht nach der Welt im Herzen. Immer positiv und mit einem Lächeln im Gesicht.

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