Barcelona aus dem Flugzeug
Living Abroad,  Spanien

Willkommen zurück

Einige Zeit im Ausland zu leben ist eine der tollsten Erfahrungen, die du in deinem Leben haben kannst. Doch wenn dein Aufenthalt nur von Dauer ist, kommt irgendwann der Punkt, an dem du zurückfliegst. Du wirst feststellen, dass dir nach deiner Rückkehr eine sehr herausfordernde Zeit bevorsteht.

Da stehe ich nun, am Flughafen in Barcelona. So schnell ist die Zeit vergangen. Gedankenversunken stehe ich an der Kasse und bezahle meinen überteuerten Kaffee, als mein Handy klingelt. „Wo bist du?“, fragt mein Ex. – „Am Flughafen, ich fliege doch heute zurück“. Wir hatten uns erst zwei Wochen zuvor getrennt, mein Abschied ist nicht der Grund. Nach ein paar Worten mit meinem Ex lege ich auf und gehe weiter zur Security. Natürlich wird mein Koffer kontrolliert. Ich hatte ihn doch zu Hause schon nicht zubekommen. Bemitleidend schaut mich der Security-Mitarbeiter an und meint „Lo siento, no lo sabía“ (=“Tut mir leid, das wusste ich nicht“). Ein letztes Mal schlendere ich durch die Flughafen-Shops, bevor ich zum Gate gehe. Tschüss, Barcelona. Ich komme sehr bald wieder.

Kurze Zeit später lande ich auf dem Flughafen in Stuttgart. Ist es so spät, oder warum dämmert es schon? Die erste Tatsache, an die ich mich in den kommenden Wochen gewöhnen muss: Es ist dunkel in Deutschland. Der Flughafen trägt nicht unbedingt zum Charme bei: Alles kommt mir grau vor. Ich gehe zum Bäcker und begrüße die Verkäuferin mit „Hola! Un cafe americano, porfa“. Das wird mir in den nächsten Wochen öfters passieren. Ich denke ja noch auf Spanisch und in meinem Kopf schwirren die spanischen Wörter für Brot, Kaffee, Gepäckbänder, Ausgang… Erst als die Verkäuferin mich verdutzt anschaut und mir auf Englisch sagt, sie verstehe mich nicht, ob ich Englisch könne, wird mir klar, dass ich ja wieder in Deutschland bin.

Mein erstes Ziel in Deutschland: Ein Supermarkt und meine Wohnung. Zusammen mit meinem Papa, der mich am Flughafen abholt, fahren wir einkaufen. Auch hier wird mir wieder bewusst, wie hektisch das Leben in Deutschland ist. Alles rennt durch den Laden und an der Kasse habe ich gefühlt noch nicht einmal alle Einkäufe auf das Band gelegt, da wartet die Verkäuferin schon ungeduldig darauf, dass ich die Karte durch das Terminal ziehe. „Sie müssen die Karte schon in das Terminal reinstecken“, jammert sie, als ich die Karte über das Terminal halte und schaut ganz verdutzt, als ihre Kasse die Zahlung bestätigt. Okay, kontaktlos scheint in Deutschland nicht angekommen zu sein. Ich bin ja schon froh, für über 10 Euro eingekauft zu haben, sonst wäre laut dem Hinweisschild Kartenzahlung gar nicht erst möglich gewesen. Ich vermisse jetzt schon Spanien, wo ich nur wenige Stunden zuvor meinen Kaffee und Croissant für 1,25 Euro kontaktlos mit Karte zahlte. Unter dem genervten Blick der Verkäuferin und der nächsten Kunden sammle ich meine Einkäufe ein und verlasse gestresst den Laden. Ay, ist das alles hektisch hier.

In der Wohnung angekommen begrüße ich erstmal meine Mitbewohnerin. Gemeinsam feiern wir zusammen mit weiteren Freundinnen, die mich sehen möchten, meine Rückkehr. Es gibt sehr viel zu erzählen und die Nacht verwandelt sich beinahe schon zum Tag, bevor ich schließlich ins Bett gehe.

In der Ruhe der Nacht kullern die ersten Tränen. Ich bin zurück in Deutschland. Sehe meinen Freundeskreis wieder. Doch schon die ersten Stunden in Deutschland zeigen mir, dass mir die deutsche Kultur sehr viel abverlangen wird. Die Welt wirkt unfreundlich und grau hier, irgendwie dunkel, als ob es nie richtig hell wird, und das Tempo im Alltag stresst mich enorm. In Ruhe einkaufen? Nicht hier.

In den nächsten Tagen stelle ich fest, dass diese Hektik und Unfreundlichkeit mich sehr viel mehr stresst, als ich zuvor annahm. Ich fühle mich fehl am Platz. Das ist nicht mein Lebensstil. Gut, unpünktlich war ich schon immer (zumindest außerhalb meiner Arbeit oder offiziellen Terminen), das kennen meine Freunde bereits von mir. Doch hier ist es auch die Bahn. Beinahe täglich komme ich zu spät zu Vorlesungen, weil die Bahn ausfällt oder zu spät ist. In Barcelona war ich gewohnt, dass alle 2,5 Minuten eine lange Metro kommt, die zwar immer voll ist, aber nicht einmal ausgefallen ist oder auf sich hat warten lassen. Auch die Züge in die entfernteren Städte waren immer pünktlich und fuhren zuverlässig. Und das, obwohl der Preis mit 143 Euro im Quartal nur ein Bruchteil dessen kostete, was ich hier für meine Fahrkarte zahle. Hier stehe ich schon wieder am Bahnhof und muss eine Stunde warten, weil der Zug das dritte Mal diese Woche ausfällt. Ohne ordentlichen Handyempfang. Ja, das funktioniert in Deutschland auch nicht so richtig.

Ungefähr ein bis zwei Wochen später – ich wurde schon mehrfach auf meine Grammatik und meinen norddeutschen Akzent angesprochen (Ja, Sätze wie „Ich habe 27 Jahre“ gehörten zu meinem Repertoire und meine deutschsprachige Kollegin kam aus Hamburg) – stelle ich ein bisschen wehmütig fest, dass ich langsam anfange, wieder deutsch zu denken. Mein Handy bleibt allerdings noch mehrere Jahre auf Spanisch gestellt – eine schöne Erinnerung für mich. Ganz langsam gewöhne ich mich auch an die Hektik, den Stress im Alltag hier. Die überheizten Häuser, aus denen ich schnell flüchte. Den Hinweis meiner Freunde, dass es in meiner Wohnung zu kalt sei. Ich habe mich offensichtlich an die spanischen Verhältnisse gewöhnt – Wohnungen sind in der Regel nicht mit einer Heizung ausgestattet und der kälteste Winter seit 55 Jahren in Spanien brachte einige kalte Nächte mit sich. Doch bis ich mich wirklich wieder in Deutschland eingelebt haben werde, vergeht noch ungefähr ein dreiviertel Jahr. Ein dreiviertel Jahr begleitet von Jobsuche in Spanien. In einer Stadt, in der die Mieten hoch und die Gehälter niedrig sind. Doch was pflegte mein Ex immer zu sagen: „Aquí [en Barcelona] el nivel de vida está baja, pero la cualidad es muy alta.“ (=“Das Lebensniveau hier ist niedrig, aber die Lebensqualität sehr hoch“).

Warst du auch längere Zeit im Ausland? Wie ist es dir ergangen, als du zurückkamst? Erzähle von deinen Erfahrungen in den Kommentaren. Erfahre bald mehr von meiner Zeit in Spanien und meinen vielen Reisen. Begleite mich außerdem auf meinem neuesten Abenteuer an Bord der AIDA. Ich freue mich.

Me

Leidenschaftliche Weltenbummlerin, immer auf Achse und mit der Sehnsucht nach der Welt im Herzen. Immer positiv und mit einem Lächeln im Gesicht.

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